Vegan? – Kann man da überhaupt noch was essen?

Ich saß heulend am Esstisch als mein Mann sich zu mir setzte und mich fragte, was denn um Himmelswillen die letzten Tage mit mir los sei.
Nach der letzten OP war ich doch auch nicht so weinerlich. Falsches Narkosemittel?
Da muss ich ne kleine Anekdote einschieben: Ich oute mich heimlich als Fan von Vollnarkosen. Das klingt jetzt total bescheuert – vor allem auf einer Gesundheitsseite zu lesen – aber ich mag dieses Gefühl kurz vorher, wenn man diese „Scheiß-Egal-Pille“ bekommen hat und sich dann fallen lassen kann. Zu spüren wie die Spannung aus dem Körper fährt. Außerdem finde ich das Anästhesieteam immer so nett. Ob das jetzt an der Pille oder wirklich an den Charaktereigenschaften des Teams liegt, sei dahin gestellt.
Wie dem auch sei: Ich saß am Tisch und heulte. Und dann stellte ich ihm die alles entscheidende Frage: „Möchtest du die Wahrheit wissen oder so weiter machen wie bisher? Denn eines verspreche ich dir, wenn ich dir alles erzähle, was ich weiß, dann wirst du das nicht mehr können“.
Er entschied sich für die Wahrheit und am nächsten Tag legten wir los mit unserer Umstellung. Wie wir das geschafft haben, welche Herausforderungen es gab und worauf man unbedingt achten sollte, erzähle ich euch heute.

Informationen und Willen

Wer eine pflanzenbasierte Ernährungsweise anstrebt – aus welchen Gründen auch immer – der MUSS es wollen. Viele können sich das nicht vorstellen. Ich verstehe euch. Ich war ein absoluter Fleisch und Wurst-Junkie und habe in der Stillzeit zu Beginn täglich (!) einen ganzen Camembert gegessen. Ich konnte mir das auch niemals vorstellen.
Wenn man diese Entscheidung trifft, dann tut man dies meist, weil man vorher Informationen einholt, die einen schließlich überzeugen. Man sollte sich wirklich fundiert informieren, schon alleine deshalb, weil man im gesellschaftlichen Leben mit vielen Fragen und Vorurteilen, teilweise auch Anfeindungen konfrontiert wird. Auch dazu schreibe ich noch einen Artikel.
Welche meine Informationen waren, habe ich in diesem Post angedeutet. Wenn man fundiert informiert ist, wird man es fast automatisch wollen. Der Rest ist ein Spaziergang, glaubt es mir: Mein Mann hat das von heute auf morgen umgestellt und er hatte keinen akuten gesundheitlichen Leidensdruck.

Aufbrauchen oder verschenken

Ich weiß es noch wie gestern – es war der 3. Mai als wir uns zu zweit in der Küche verschanzten und anfingen auszusortieren. Bei der Umstellung gibt es verschiedene Überlegungen: Die bereits gekauften Produkte aufbrauchen und nicht mehr nachkaufen versus alles radikal aussortieren und verschenken (wegwerfen).
Ich konnte es mir nicht mehr vorstellen, die gekauften Tierprodukte aufzubrauchen. Ich wollte das nie wieder essen. NIE WIEDER.
Eine Woche vor der OP habe ich unser Tiefkühlfach noch mit Roastbeef á 50€ vom Bauernhof meines Paten aufgefüllt. Meine Schwiegereltern freuten sich über den Sonntagsbraten.
Zuerst nahmen wir uns den Kühlschrank vor, dann den Tiefkühlschrank, die Dosenvorräte, Snacks und Naschzeug (z.B. Vollmilchschokolade und Gummibärchen), Backzutaten und Fonds. Es dauerte gar nicht so lange, da war unsere Küche tierfrei.

Einkaufen

In den ersten Wochen der Umstellung ist es extrem wichtig niemals Hunger zu bekommen (warum das so ist, schreibe ich noch in einem Extra Post über das Thema „Pleasure-Trap“). Deshalb sollte man wirklich viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkorngetreibe vorhalten, ebenso hochkalorische Snacks wie Trockenfrüchte und Nüsse. Absolute Lebensretter in der Anfangszeit waren Avocados und Hummus (Kichererbsenmus).
Und auch ein bisschen Junkfood, wie zum Beispiel vegane Chips oder Tortillas, sind in der Umstellungsphase hilfreich.

Kochbuch anschaffen

Uns hat es enorm geholfen ein gutes, veganes Kochbuch zu haben. Am Anfang ist man noch nicht so kreativ und man braucht einfach Anregungen, vor allem zu möglichen Ersatzprodukten.
Seit wir hauptsächlich unverarbeitete Pflanzenkost essen, brauchen wir wenig Anregungen. Aber am Anfang ist das sehr hilfreich. Mein Tipp: Vegane Familienküche

Zeit bewusst einplanen

Das Essen zubereiten und überhaupt zu überlegen, was man essen mag, kostet am Anfang mehr Zeit. Das liegt weniger an der ach so aufwändigen veganen Küche, sondern mehr an den Gewohnheiten, die man durchbrechen muss. Vielleicht sucht man sich für die Umstellung ohnehin einen Zeitrahmen, in dem man Urlaub hat. Das macht dann auch erstmal das „Problem“ des Auswärtsessens kleiner.

Ein schnelles Gericht auf Abruf

Uns hat es wahnsinnig geholfen ein schnelles Gericht in der Hinterhand zu haben, das wir super schnell zubereiten und auch unter Umständen mitnehmen konnten. Das waren  Weizentortilla-Wraps mit Hummus, Feldsalat, Kidneybohnen und frischen oder getrockenten Tomaten. Bei Bedarf mit Salsasauce. Sicher nicht das gesündeste (weil eben doch teilweise verarbeitet), aber es hat uns über so manchen Hunger und schwachen Moment gebracht.

Schnelle Snacks

Ein paar Nüsse in der Tasche und immer ne Banane im Anschlag, so klappt es. Überhaupt habe ich in der Umstellung täglich ca. 10 Bananen gegessen. Sobald sich ein kleines Hungergefühl ankündigt: Essen!

Viel Essen

Verabschiedet euch vom Kalorienzählen und restriktivem Essen. Esst was das Zeug hält. So bringt ihr den oft gelähmten Stoffwechsel in Schwung und geht sicher, dass ihr niemals Hunger habt. Auch wenn ihr anfangs dadurch evtl. zunehmt. Wenn die Umstellung auf eine unverarbeitete Pflanzenkost durch ist, purzeln die Pfunde wieder.

Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Umstellung, solltet ihr sie anstreben. Schreibt mit in die Kommentare, wenn ihr Fragen habt oder weitere Tipps braucht. Ich helfe euch gerne.

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