Declutter // Neumodisch für „Ausmisten“ (Teil 1)

Auf meiner Reise hin zu einem minimalistischerem Leben, stand für mich das Ausmisten an erster Stelle. Mir gefällt der Begriff „Declutter“ besser, da es nicht nur „Entrümpeln“ oder „Ausmisten“ bedeutet, sondern für mich auch den Zustand beschreibt, dass nicht mehr viele Dinge sichtbar herum liegen. Als ästhetischer Minimalist ist das sehr wichtig. Krims Krams macht mich nervös, mein Auge braucht einfach Ruhe.

Deshalb ist „Decluttering“ (ich nutze ab jetzt meine amerikanische Staatsbürgerschaft als Ausrede für das Benutzen von Anglizismen) für mich das Wichtigste. Das gemeine daran ist: Man ist niemals damit fertig. Wenn man in einem Raum fertig ist, geht man in den nächsten, um dann wieder zurück zu kehren, um nach einer Weile dort weiter zu machen.

Gemein aber natürlich und wichtig, denn es ist ein Prozess. Wenn man sich dazu entschließt, etwas minimalistischer zu leben, dann kann man nicht über Nacht seine ganze Bude ausräumen und ist am nächsten Morgen fertig. Das braucht Zeit.

Erfahrt in diesem Artikel wertvolle Tipps zu Thema „Declutter“.

Auf den richtigen Zeitpunkt warten

Zum Ausmisten braucht es eine bestimmte Laune und Energie. Man muss das tiefe Verlangen spüren, sich von Dingen befreien zu wollen. Dann läuft es am Besten. Und diese Laune sollte man unbedingt nutzen. Ich habe beispielsweise schon andere Tätigkeiten abgebrochen, um einen Bereich unserer Wohnung zu entrümplen – einfach, weil mir danach war.

System

Es bietet sich an, nach einem bestimmten System zu arbeiten. Ich habe mir ein drei Kisten System ausgedacht: Behalten, Aufbewaren, Wegwefen/Spenden/Verkaufen.

Und das kann man auf so ziemlich alle Gegenstände anwenden: Küchenutensilien, Kleidung, Kosmetik, Bücher, Spielzeug etc.

Die Dinge in der „Behalten-Kiste“ bleiben in der Wohnung.

Die Dinge der „Aufbewaren-Kiste“ kommen in den Keller oder auf den Dachboden. Hier sind Dinge, die saisonal verwendet werden (z.B. Kleidung/Schuhe); Spielzeuge, die gerade nich „in“ sind; oder aber auch Dinge, von denen man sich (noch) nicht trennen kann. Bei Kleidung z.B. gebe ich meiner Aufbewarungskiste ein Jahr Zeit. Wenn ich die Kleider nicht vermisst habe, kommen sie in „Wegwerfen/Spenden/Verkaufen-Kiste“.

Die Dinge, die unseren Haushalt verlassen, werden je nach Zustand entsorgt, gespendet oder verkauft. Ich denke das ist selbsterklärend.

Manchmal ist die „Kiste“ keine Kiste, sondern ein Haufen oder ein Müllsack, nur um das nochmal klar zustellen. (Es gibt also keine Ausreden, nur weil man gerade keine Kiste hat!)

Zur Aufbewarung nutze ich aber tatsächlich Umzugs- oder durchsichtige Kunsstoffkisten.

Auf mehreren (kleinen) Baustellen arbeiten

Ich habe zunächst versucht Zimmer für Zimmer anzugehen. Schnell habe ich gemerkt, dass das sehr schwierig ist. Also bin ich dazu übergangen, mir mehrere kleine Baustellen in unterschiedlichen Zimmern zu suchen, die ich dann auch ganz sicher an einem Tag abarbeiten kann. Zum Beispiel: Schminksachen mit Badezimmer, Geschirr und Besteck in der Küche und Kleider im Schlafzimmer. Jeden Tag ein kleines dieser drei Projekte abgeschlossen und man ist ungemein befriedigt mit dem Gefühl, eine Aufgabe gelöst zu haben.

Manchmal habe ich auch Zeitfenster genutzt: Wenn ich z.B. 30 Minuten Zeit hatte und Lust zu räumen (Grundvoraussetzung), dann habe gezielt nach einer Baustelle gesucht, die ich in dieser Zeit schaffen kann.

So vermeidet man Frust.

Emotionen beiseite schieben

Das ist wohl das aller allerschwerste. Und es ist auch etwas, was auch mit der Zeit kommt und sich nicht über Nacht einstellt.

Wir neigen dazu, vielen materiellen Dingen einen emotionalen Wert zukommen zu lassen. Dennoch sind es oft Dinge, die man wohl nie wieder braucht. Ich habe mir einen kleine Kiste im Regal freigehalten, um darin Dinge zu sammeln, an denen ich wirklich emotional hänge (z.B. das Krankenhausarmbänchen des Großen). Ich möchte aber wirklich nur diese Kiste dafür hergeben. Wenn sie voll ist, muss sie aussortiert werden, oder es kann eben nichts mehr rein.

Ich muss sagen, das klappt super, denn wenn man ganz ehrlich zu einem selbst ist, gibt es nur wenige, kleine Dinge, die einen wichtigen emotionalen Wert haben.

Ein gutes Beispiel ist mein Brautkleid. Es hängt nun seit 5,5 Jahren am (!) Schrank. Ich werde es nie wieder brauchen, kann mich aber noch nicht davon trennen. Im Moment habe ich für mich die Abmachung getroffen: Wenn ich nochmal ein Mädchen bekomme, tüte ich es ein und verstaue es für sie, wenn nicht, dann verkaufe ich es.

Es gibt eben Dinge, über die kann man nicht gleich im Hier und Jetzt entscheiden. Das ist gut so und hat seine Berechtigung.

Dran bleiben

Wie eingangs schon beschrieben, ist man mit „Declutter“ niemals wirklich fertig. Im Badezimmer war ich zum Beispiel schon drei Mal und immer wieder konnte ich Dinge wegsortieren oder aus meinem Sichtfeld verbergen. So langsam gefällt es mir gut.
(Das Beitragsbild zeigt einen Ausschnitt davon und deckt auch gleichzeitig meine minimalistische Schwäche auf: Nagellack!)

Auch meinen Kleiderschrank habe ich innerhalb weniger Woche mehrmals druchsortiert. Gestern stand ich davor und musste feststellen: Da geht wieder was. Das wird also nach dem Kinderzimmer wieder mein nächstes Projekt.

Dann geht es wieder an die Bücher und so weiter und so fort.

Tipps für ästhetische Minimalisten

Um Freiheit und Klarheit für das Auge herzustellen, empfehle ich zunächst sämtliche Dekoartikel zu entfernen, um genau zu ergründen, was einem an dem frei gewordenen Platz fehlt. Ob er neu besetzt wird, oder lieber freibleiben soll. Meine Wände im Wohnzimmer sind seit Monaten blank. Ich warte hier lieber noch ein bisschen auf eine Eingebung.

Außerdem empfehle ich bei der Möbelwahl lieber auf Schränke mit Türen, als auf Regale zurück zu greifen, vor allem dort, wo viel verstaut werden muss (Küche, Bücherschrank etc.).
Wir haben leider viele offene Regale, die man nicht mit Türen nachrüsten kann und ich überlege immernoch nach Lösungen, die mich zufrieden stellen.

Platz fürs Auge schafft es auch, wenn man Bücher nicht mehr kauft, sondern leiht oder sie digital liest. Früher fand ich die dekorative Komponente von Büchern sehr reizvoll, heute nerven sie mich. Das gleiche gilt für DVDs oder Cds (Ja wir sind noch Netflix frei, aber zumindest die Musik läuft oft digital).

Den eigenen Weg finden

Letztlich ist es natürlich jedem selbst überlassen, mit wie viel oder wenig er sich wohl fühlt. Wir sind ja auch nicht bei einem Wettbewerb „Wer ist der minimalistischste Minimalist“. Und es obliegt mir auch nicht, den Begriff „Minimalismus“ für irgendjemand zu definieren oder zu bewerten.

Ich hoffe dennoch, ich konnte euch ein paar Tipps geben. Schreibt mir gerne, wenn ihr mehr davon lesen wollt. Ich arbeite in der Zwischenzeit an meinem Artiklen über das „Kinderzimmer-Chaos“.
Aber auch da, sehe ich nach der ersten „Declutter-Runde“ Licht am Ende des Tunnels mit wirklich großen Veränderungen an dem Spielverhalten meiner beiden Rabauken. Ihr dürft also gespannt sein.

Bis dahin: Habt nen feinen Tag und trefft gute Entscheidungen!

Stephi

3 Comments

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    • Ich fange langsam wieder an ein bisschen zu dekorieren. Aber ganz vorsichtig. Ich nehme mir Zeit und überlege wirklich lange, ob ich den Anblick „Ertragen“ kann. Zum Beispiel ist seit vielen Jahren nun wieder eine einzige Pflanze bei uns eingezogen. Auch großformatige Bilder der Kinder kommen irgendwann an die Wand. Je eins pro Kind.

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