Barfußschuhe für Kinder // Eine Ode an die Wildlinge

Auch wenn es sich so lesen mag, dieser Artikel ist NICHT gesponsert. Die Liebe zum kleinen Fuchs mit der Maske ist echt!

Prolog

„Willst du dem Kind nicht ein paar ordentliche Schuhe anziehen?“ Höre ich unten an der Treppe als ich mein Kind für einen Ausflug mit meinem Schwiegervater im Herbst zum Vögel füttern fertig mache. Irgendwie gehen unsere Vorstellungen von „ordentlichen“ Schuhen ein bisschen auseinander. Ich weiß nicht genau, was er darunter versteht, aber ich vermute dick gefütterte Schuhe, mit einer dicken Profilsohle aus wasserdichtem/abweisendem Material.

„98% aller Kinder werden mit gesunden Füßen geboren, aber nur 20% können sich diese gesunden Füße bis ins Erwachsenenalter erhalten. Schuld daran sind vor allem schlecht passende und falsch konzipierte Kinderschuhe.
Konventionelle Kinderschuhe weisen meist verschiedene konzeptionelle Mängel auf: Sie sind zu steif, zu schwer, vor allem im Zehenbereich zu schmal und sie stützen Kinderfüße unnötigerweise mit Fußbetten oder dick gepolsterten Sohlen. Damit verhindern sie einen natürlichen Bewegungsablauf und eine gesunde Fußentwicklung – mit starker Muskulatur und unverformten Zehen.“ (Quelle: Wildling)

Der kleine Fuchs mit der Maske

Es war Anfang des Jahres 2016. Ich weiß nicht mehr so genau, wie ich auf den kleinen Fuchs mit Maske aufmerksam geworden bin, aber ich gebe zu, dass es zuerst das Erscheinungsbild der Marke war, das mir ins Auge gesprungen ist. (Also Ran und Anna: Da habt ihr nen super Job gemacht (machen lassen, wie auch immer).
Ich fing an, mich durch die Webseite der Wildlinge zu klicken und oben zitierter Absatz war es, der letztlich meine Gedankenwelt zum drehen gebracht hat. Aus meiner Erfahrung in der Sporttherapie und auch in meiner späteren beruflichen Laufbahn kann ich ganz subjektiv sagen, fast alle haben Probleme mit ihren Füßen, ergo Knien, ergo Rücken…
Mein nächster Gang führte zum Schuhschrank meines Großen (der Kleine konnte zu dieser Zeit nur krabbeln). Die kleine Wildling-Checkliste im Kopf (steif, schwer, schmal, mit Fußbett und dicken Sohlen) schaute ich mir die Schuhe nach und nach an. Und alle (!) fielen durch! Alle wiesen mindestens zwei der genannten Merkmale auf. Manche auch alle. Sogar Sandalen.
Ok dachte ich. Bis jetzt sind seine Füße unauffällig und auch gesund. Aber das soll ja auch so bleiben. Warum nicht mal die Barfußschuhe testen? Wir haben ja nichts zu verlieren.

Wildling Shoes, ein Start up mit Herz

Die Wildlinge gibt es noch nicht sehr lange. Genauer gesagt etwas mehr als ein Jahr. Sie haben damals ihr Business mittels Crowdfunding aufgebaut und für ihre Idee aber einige Gründerpreise eingeheimst.
Ich bestellte im Webshop das Frühlingsmodell, das überhaupt erst das zweite Modell der Wildlinge war. Der Große entschied sich für die Farbe „tannenblau“. Wir waren gespannt.

Design

Wenn man mir früher von Barfußschuhen erzählte, hatte ich immer so Surfer-Überzieher im Kopf. Die sehen zwar sehr futuristisch aus, aber ich finde sie nicht sehr schön.
Die Wildlinge treffen meinen Geschmack voll auf den Punkt. Sie sind schlicht (minimalisitisch) in eher gedeckten/neutralen Farben und die Form ähnelt einer typischen Fußform (was ja auch gewollt ist im Sinne der Zehenfreiheit). Wir haben schon viele Komplimente für die Schuhe bekommen. Ja, sie sehen anders aus, haben keine Kindermotive, kein Glitzer, kein Geblinke etc. Aber wie gesagt, wir mögen das.
Vor allem die Sandalen finde ich ein Design-Highlight, aber seht selbst:

Preis-Leistung

Mit 69€ für die Sandale, 79€ für die Frühlings-Wildlinge und 89€ für die gefütterten Winterbooties, liegen die Wildlinge preislich nicht unbedingt über den Preisen anderer Qualitäts-Kinderschuhhersteller. Die Schuhe sind handgearbeitet und mit qualitativ hochwertigen Materialien (größtenteils in Bio-Qualität) in Europa gefertigt. Die Sohle ist verklebt und zusätzlich noch vernäht (nicht bei allen Modellen). Die meisten Modelle sind sogar vegan, die nicht veganen haben einen Wollanteil. Außerdem gelten die Wildlinge als besonders nachhaltig, was uns natürlich zusätzlich freut. (Ratgeber Utopia)
Unsere Frühlinge waren bis in den Herbst hinein täglich im Einsatz und sie halten immer noch.

Praxistest

Ab dem ersten Tag, an dem mein Großer die Wildlinge hatte, hat er sie geliebt. Seine „Fuchsschuhe“ so nannte er sie. Und er hat sich draußen viel lieber und öfter bewegt. Was mir auch aufgefallen ist, ist dass er viel öfter barfuß laufen wollte. Ob das jetzt so positiv für einen Schuh ist, wenn sein Träger lieber barfuß läuft?
Auf jeden Fall! Die dünne Sohle der Wildlinge lässt seinen Träger den Untergrund spüren. Man hat also auch mit Schuhen ein barfuß-Erlebnis (light), das einen unempfindlicher gegen das echte Barfußlaufen macht. Denn das Barfußlaufen ist das, was eigentlich gefördert werden sollte. Das ist die aller ursprünglichste Fortbewegungsform (vorausgesetzt man hat (noch) gesunde Füße).
Der Wildling Schuh ist nur dazu da, um vor Verletzungen, Kälte, Nässe etc. zu schützen, wenn Barfußlaufen eben nicht möglich ist.
Mir ist außerdem aufgefallen, dass mein Großer viel mehr Bewegungsfreude zeigte und in den Schuhen vor allem wunderbar und sicher klettern konnte. Hüpfen, rennen, springen alles ging irgendwie leichter und lieber.
Zuletzt kletterte er komplett barfuß auf Bäume und rannte zu Hause in Hof und im Garten (und auf der Hochzeit meines Bruders) nur barfuß rum. Vorher war er eher empfindlich an den Füßen. Ein Prozess, der nur durch die Wildlinge ausgelöst wurde.

Von Splittern und Scherben

Ich würde mit einem Augenzwinkern sagen, dass beim vielen Barfußlaufen eine Tetanusimpfung obligatorisch ist (ohne jetzt ne Impfdiskussion vom Zaun brechen zu wollen!). In der Tat war das der Sommer der Splitter, Stacheln und Scherben. Denn es war sehr regelmäßig der Fall, dass wir die Kinder abends erstmal „operieren“ mussten. Zum Glück machen sie das tapfer mit. Da ich mich vor Fuß- und Handverletzungen ekel (Sehr konsequent von mir: Ich bringe immer solche Ideen ins Haus, aber wenn es Probleme gibt, muss mein Mann her), ist mein Mann der Haus- und Hofchirurg. Der macht das dann aber gleich so gut, dass es meist ohne ein „Autschen“ oder gar ein Tränchen funktioniert.

Wildlinge im Winter

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Barfußlaufen und Barfußschuhe tragen ist schön und gut im Frühling und Sommer. Aber wie sieht das dann im Winter aus? Da funktioniert das doch nicht, oder?
Da ich bis Ende November auf de Winterlinge des Großen gewartet habe, haben wir die Zeit bis dahin tatsächlich noch mit den Frühlingen überbrückt. Dabei hatten wir etwa einstellige Plusgrade. Manchmal Regen. Und siehe da, meine kleine, große Frostbeule hatte warme Füße in den dünnen Schuhen. Warum ist das so?
Seit Anfang Dezember und wirklich knackigen Minusgraden laufen die Kinder in den gefütterten Winterbooties. Sie haben oft warme Füße, manchmal aber auch eiskalte.
So lange sie laufen haben sie in den Wildlingen (sogar im dünnen Frühlingsmodell) wärmere Füße als in den dicksten Winterschuhen, die sie je gehabt haben (trifft natürlich nur auf den Großen zu, es ist der erste Laufwinter des Kleinen). Dadurch, dass sich die Füße in den Schuhen bewegen, sie auf den Untergrund mit Durchblutung reagieren, sind die Füße warm. Schwierig wird es also nur dann, wenn es eine stille Aktivität draußen ist.
Wir haben aber auch hier die Erfahrung gemacht, dass in diesem Fall der Kleine in seinen gefütterten Gummistiefeln auch eiskalte Füße hatte. Es macht also bei ihm keinen Unterschied.
Der Große ist da etwas empfindlicher. Zunächst lief er in den Wildlingen ohne dünne Isoliersohle und hatte oft kalte Füße. Mit der Sohle dann aber die Offenbarung! So hat es für den Großen auch auf der Schlittenpiste geklappt.
Bei Schneematschtagen habe ich den beiden noch Membransocken angezogen. Die sind dünn, atmungsaktiv und absolut wasserdicht. Nur einmal sind die Wildlinge wirklich durchgeweicht, was aber aufgrund der Membransocke kein Problem darstellte.

Dadurch, dass die Schuhe so superdünn und leicht sind, trocknen sie auf der Heizung auch sehr schnell. Getrocknete Erde kann man sehr leicht ausbürsten, überhaupt ist das Material nicht sehr empfindlich.

Fazit

Wir sind begeisterte Fans der Wildlinge und werden unseren Kindern wohl vorerst keine anderen Schuhe kaufen. Ich habe auch schon viele Schuhe verkauft, die ich für den Kleinen eigentlich aufheben wollte.
Dass wir uns nicht mehr vorstellen können unsere Kinder in andere Schuhe zu stecken, sagt wohl einiges aus.
Endlich haben sie ordentliche Schuhe an! Das findet nun auch mein Schwiegerpapa.

3 Comments

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  1. Ich bin zwar auch sehr begeistert von den wildlingen, jedoch habe ich das problem, dass die bei kleinster nässe undicht sind, trotz zweimaligem imprägnieren – und zwar genau dort an der sohle, wo statr gummi stoff ist. Hast du vielleicht einen tipp?
    Alles liebe cao

    • Hallo liebe cao!
      Ich habe das Problem Gott sei dank nicht, aber auch schon davon gehört. In einer facebook Gruppe haben manche die Wildlinge mit Wachs impregniert und dann keine Probleme mehr gehabt. Vielleicht ist das eine Lösung? Liebe Grüße

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