
Das Bild zeigt den Kleinen auf dem Schoß meiner Freundin und damaligen Kollegin, ich war zu dieser Zeit in einer Telefonkonferenz.
Als der Große 13 Monate alt war fing ich wieder an zu arbeiten. Ein halbes Jahr später steckte ich in einer verantwortungsvollen Führungsposition – Fulltime.
Dann wurde ich mit dem Kleinen schwanger und parallel dazu übernahm ich als Geschäftsführerin noch mehr Verantwortung.
Alles war geplant. Mutterschutz, danach halbe Stelle für zwei Monate, dann zurück auf Fulltime. Ich fing also acht Wochen nach der Kaiserschnittgeburt des Kleinen wieder an zu arbeiten. Vollstillend.
Mein Mann nahm Elternzeit, er war seit der Geburt des Kleinen für die Kinder und den Haushalt zuständig. Wie gesagt, alles war geplant. Was man aber nicht planen oder absehen kann ist, wie einem als Mutter das Herz blutet, wenn man sich nicht ausschließlich um das kleine Baby kümmern kann.
Lest in meinem heutigen Artikel, warum ich der Meinung bin, dass sich Kind und Karriere oft nur sehr schwer vereinbaren lassen. Ich denke es ist unmöglich, wenn man nicht in Kauf nehmen mag, dass auf mindestens einer Seite (Mama oder Baby) die Tränen kullern.
Ein Orden für den stillfreundlichsten Papa der Welt
Da mir das Stillen wichtig war, stand für mich fest, dass ich nicht abstillen würde, wenn ich wieder arbeiten gehe. Und weil mein Sohn keine abgepumpte Milch annahm, musste er also da sein wo ich bin, damit ich ihn etwa alle zwei Stunden stillen konnte. Nun lag mein Büro allerdings 40 Minuten von meinem Wohnort entfernt. Also fuhren wir jeden Tag mit zwei Autos in die Firma, mein Mann verbrachte etwa fünf bis sechs Stunden mit dem Kleinen in meinem Büro (oder in der Umgebung) und fuhr dann nach Hause, sodass ich etwa zwei Stunden später nachkommen konnte. Das machten wir volle neun Monate und ich finde, dass meinem Mann dafür ein Orden gebührt.
Jetzt hatte ich wirklich das Glück, dass ich mein Baby sogar mitnehmen konnte – mit samt dem Babysitter. Aber es fehlte mir trotzdem.
Herzschmerz trotz Baby vor Ort
Natürlich war das toll, dass ich ihn dabei hatte. Luxus kann man sagen. Ich bin mir sicher, dass es nicht viele Mütter gibt, die dieses Glück haben.
Aber trotzdem war es anders, als mit Baby zu Hause zu sein. Bis elf Uhr im Pyjama rumzulaufen, im Bett zu kuscheln bis es Mittag wird.
Er war zwar da, aber auch irgendwie nie bei mir. Ich habe ihn gestillt und nach etwa 10-20 Minuten (er hat da schon sehr effektiv und schnell getrunken) habe ich ihn wieder dem Papa in die Hand gedrückt und er ist mit ihm in der Trage spazieren gegangen. Papa hat ihn bespaßt, gewickelt und den Körperkontakt zu ihm gehalten. Ich habe „nur“ gestillt und ihn zwischendrin oft ganz fürchterlich vermisst.
Was dazu führt, dass man sich auch nicht immer auf die Arbeit konzentrieren kann. Überhaupt fand ich es extrem schwer, nach acht Wochen mit Minibaby und schlimmen Nächten tagsüber meine Konzentration zu finden.
Und da mein Kind ja bis heute nicht gut schläft, zog sich das Monate hin. Oft ging ich auf dem Zahnfleisch und musste mir anhören, dass ich doch abstillen sollte, dann würde ich das mit dem Job auch besser hinbekommen.
Ich bin so froh, dass ich das nicht gemacht habe. Das Stillen für den Job aufgeben? NIEMALS! Rückblickend die gold-richtige Entscheidung, denn immerhin stille ich immer noch, habe aber den Job an den Nagel gehängt.
Bei zwei Kindern leiden dann auch schnell mal alle.
Ach ja da ist ja auch noch ein Kind! Was bei dieser ganzen Vereinbarkeit von Kind und Karriere auch nicht vernachlässigt werden kann ist die Tatsache, dass es ja oft nicht nur um ein Kind geht, sondern um zwei (oder mehr). Und schwups potenziert sich das ganze Gedöns um Betreuungszeiten, Omatagen etc. Und wenn du als Mama nach nem schweren Arbeitstag nach Hause kommst, klebt dann nicht nur ein Kind an dir, sondern zwei (oder mehr).
Und irgendwann bekommst du es an die Nerven, denn es gibt für dich nur Arbeit und Kinder. Punkt. Keine Zeit für dich. Ich habe immer die Arbeit als Zeit für mich gesehen. Das geht auch lange gut, wenn man seinen Job gerne macht. Aber wehe wenn nicht, dann ist es die Hölle.
Die Konsequenz daraus sind Mamas die gestresst sind und physisch am Ende. Kinder, die sich vernachlässigt fühlen, vor allem wenn das Baby mit zu Mama darf, das Große aber nicht. Väter, die krampfhaft versuchen, alle glücklich zu machen und dabei selbst auf der Strecke bleiben und eine Gesellschaft, die applaudiert, wie emanzipiert man doch ist….
Ja danke für den Applaus, aber ich bin raus. Ich kann und will das nicht mehr.
Mutterschutz und Karriere
Es wird in Deutschland schon wirklich viel dafür getan, dass die Mütter schnell wieder in den Job können. Elternzeit für beide – auch wenn es nachweislich noch sehr wenige Väter gibt, die den Anspruch an Elternzeit einfordern – Betreuungszusicherung ab einem Jahr, Krippen, die auch Babys unter einem Jahr annehmen usw.
Dem Staat liegt etwas daran, dass die gut ausgebildete Frauenschaft auch wieder arbeiten geht und nicht ihre Talente innerhalb der Familie „vergeudet“.
Die Mutterschutzrichtlinien auf der anderen Seite, gehören zu den besten der Welt. Mit Mutterschutz bei vollem Gehalt 6 Wochen vor und 8 Wochen nach Entbindung (in der Regel), geregelten Arbeitszeiten, Schutzvorkehrungen, Beschäftigungsverboten und Freistellung zum Stillen, können wir uns wirklich nicht beschweren.
Das ist wirklich großartig und dieser Artikel soll auch kein „Rant“ am Sozialsystem in Deutschland sein. Es soll eigentlich gar kein Rant sein, aber vermutlich werde ich nicht umhin kommen, mich ein bisschen drüber zu beschweren, was in unserer Gesellschaft schief läuft, wenn es um das Thema Mutterschaft und Karriere geht.
Die Richtlinien sind das eine – das Gelebte ist das andere.
Treffen die Mutterschutzrichtlinien während der Schwangerschaft und in seltenen Fällen in Bezug auf das Stillen im ersten Jahr auf Akzeptanz, hat man als Mutter spätestens nach einem Jahr irgendwie das Gefühl, dass von einem erwartet wird, wieder zurück in den Job zu gehen.
Das wird verstärkt, wenn man als Mutter einen akademischen Abschluss hat und vielleicht in einer „angesehenen“ Position gearbeitet hat, bis einem die Kinder die Karriere „versaut“ haben.
Aber haben sie das? Ist es die Karriere, die wichtig ist?
Vielen Frauen geht das so, aber es gibt auch viele, denen die Karriere nicht mehr so wichtig ist, als zuvor. Was sie dann erleben ist oft Unverständnis. Warum hast du dann studiert usw.
Ja warum eigentlich?
Kann mir schnell mal jemand den Begriff Erfolg erklären? Ist Erfolg, viel Geld zu verdienen, in Führungspositionen zu arbeiten, Macht zu haben, Einfluss?
Oder liegt Erfolg im Auge des Betrachters und Menschen fühlen sich dann erfolgreich, wenn sie ein erfülltes und glückliches Leben führen?
Mal kurz nachdenken….
Wenn ich mich mit meinem Mann darüber unterhalte, was wir uns für unsere Kinder wünschen, dann ist es nicht der „Erfolg“ im klassischen Sinne. Also mit viel Geld und dickem Auto. Was wir uns wünschen ist, dass sie glücklich sind bei dem was sie tun, egal was das auch sein mag.
Wir versuchen sie durch unser Konsumverhalten jetzt schon zu prägen, dass es nicht die materiellen Dinge sind, die sie Glück empfinden lassen (Stichwort Belohnung).
Ich weiß für mich nun ziemlich genau was Erfolg bedeutet, denn ich bin da gewesen und wollte dann irgendwann wieder zurück, um nun glücklich zu sein mit allem. Mit meinen Kindern, meinem Leben und meiner Arbeit.
Abnabeln leicht gemacht?
Es wird wirklich viel getan, das Abnabeln leicht zu machen. Aber ich habe den Eindruck, dass die Gefühle der Mütter oft übersehen werden und das vor allem auch Mütter denken, sie könnten das, weil es ihnen suggeriert wird. Mütter unterschätzen oft selbst die eigenen Gefühle. Denn es ist ja schließlich normal, sein Einjähriges fremd betreuen zu lassen.
Und dann lese ich in Blogs oder Social Media Kanälen, wie bei der Eingewöhnung in der Kita auf beiden Seiten der Tür geweint wird…
Wie kann es gelingen?
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Vereinbarkeit von Kind und Karriere für mich nicht existiert. Zumindest nicht der Gestalt, dass alle dabei glücklich sind. Mindestens einer muss Abstriche machen, die Mama oder das Kind. Ich habe es in meinem Artikel über das Stillen auch schon mal beschrieben. In der heutigen Leistungsgesellschaft müssen alle funktionieren. Wenn sie das nicht tun, wird es irgendwie schwierig. Ich habe es selbst erlebt und dabei wohl die größtmögliche Unterstützung gehabt, die man sich nur denken kann. Und dennoch bin ich daran gescheitert, zumindest wenn man Karriere ganz konventionell definiert. Für mich gibt es das nicht es sei denn, man nimmt sein Glück selbst in die Hand und löst sich von den Zwängen der Gesellschaft.
Und nun? Was ist das Fazit?
Darf ich mir was wünschen?
Ich wünsche mir zum einen, dass der Druck aufhört. Dieser Druck auf die Mütter, dass sie was wollen müssen. Egal wie gut sie ausgebildet sind.
Getreu nach dem Motto „einen Scheiß muss ich“, sollten Mütter selbst bestimmen – und das ohne Label und/oder schlechtem Gewissen – was sie wann tun. Und zwar egal ob sie arbeiten gehen wollen oder nicht.
Außerdem wünsche ich mir eine Gesellschaft, die nicht darauf ausgelegt ist, dass man möglichst schnell wieder in den Job muss, weil dann die Karriere vorbei ist. Eine Gesellschaft, die den Müttern die Kinder nicht so früh wie möglich „wegnimmt“, eine Gesellschaft, in der es für alle möglich ist, die Baby- und Kleinkindjahre mit ihren Kindern zu genießen. Denn wir müssen uns doch am Ende des Tages alle eingestehen, dass diese Zeit viel zu schnell vorbei geht.
Ich wünsche euch einen wundervollen Tag mit großartigen Entscheidungen!
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