
Das Beitragsbild zeigt mich mit etwa 19 Jahren, meine Haaren waren damals Ketchup-rot. Hach die frühen 2000-er….
Was ist Respekt?
Gestern war Sonntag und in meiner Kirchengemeinde wurde anlässlich eines Jubiläums ein Musical zum Thema „Respekt“ aufgeführt. Die Darsteller waren Jugendliche und Erwachsene, die Inszenierung mit Band und Chor.
Zuvor machte ich mir meine Gedanken, worum es wohl gehen könnte. Der Begriff „Respekt“ wird in unserer Sprache recht vielfältig gedeutet. Von einer Anerkennung von Leistungen bis hin zu einem Ausdruck von Angst, ist damit ein sehr breites Spektrum abgedeckt.
Das Ensemble beschäftigte sich letztlich mit der zwischenmenschlichen Beziehung und dem Zeigen von Respekt im Hinblick auch auf verschiedene Generationen. Exemplarisch wurde eine 80-Jährige Frau dargestellt, die der Meinung war, sie hätte sich den Respekt der jüngeren Generationen dadurch verdient, dass sie jahrelang geschuftet und selbst ihrer älteren Generation Respekt gezeigt hat. Weiterhin definierte eine Mutter Mitte 30 mit drei Kindern den Respekt als Verhalten in einem Ordnungsgefüge, in denen die einen über den anderen stehen und sich somit den Respekt verdienen. Ganz beispielhaft nannte sie Institutionen wie das Verhältnis zwischen General und Soldaten oder Eltern und Kinder. Als Dritte glaubte eine Jugendliche, sich nur Respekt verschaffen zu können, in dem sie ihre „Ellbogen“ in der heutigen Gesellschaft einsetzt, in dem sie laut ist und sich durchsetzt…. Ja die Jugend von heute…
Die Jugend von heute…
…ist so ziemlich die schlimmste die es je gab.
Dieses Zitat ist fast so alt wie die Menschheit, wie man hier nachlesen kann.
Schon immer war es DIE Jugend, die noch nie zuvor schlimmer gewesen ist.
Was ist das für ein Schlag Mensch diese Jugend?
Biologisch gesehen ist die Jugend die Blütezeit des Lebens. Niemals ist man stärker belastbar, niemals arbeitet das Immunsystem besser, niemals ist man offener für Neues, niemals knüpft man schneller soziale Kontakte und niemals ist man kreativer als zur Jugendzeit. Und ist es da nicht richtig und wichtig, sich aus den Formen der Elternschaft lösen zu wollen.
Ist es nicht natürlich, nach etwas anderem zu streben und ist es nicht unwesentlich (evolutionär gesehen), dass man Altes hinterfragt, um Neues zu schaffen.
Der Kinderarzt und Evolutionsforscher Herbert Renz-Polster hält es für sehr wahrscheinlich, dass ein Jugendlicher das Feuer entdeckt hatte. Es sind diese Jahre, in denen man den Blick öffnet für Neues. Nicht auszudenken wie es um uns heute stehen würde, wenn der Jugendliche nicht bereit gewesen wäre, sich die Finger zu verbrennen. (Dazu ein sehr lesenswerter Artikel)
Ich behaupte, dass es die Jugend von heute niemals schwerer gehabt hat, natürlich nicht im Bezug auf Lebenserhaltung, aber im Bezug auf die Leistungsgesellschaft und dem Druck ständig genügen zu müssen. Und dabei muss meiner Meinung nach gerade unsere Generation, also die Eltern der Jugendlichen von morgen besonders aufpassen, denn wir sind ja schon die, die alles können und alles wollen (müssen). Das dann nicht auf die Kinder zu projizieren ist nicht einfach. Und in der heutigen digitalen sozialen Welt, sind Vergleiche noch viel einfacher geworden.
Ich erlebe es täglich, wie schon die Fähigkeiten der Kleinen vergleichend in einen Topf geworfen werden. Und zwar nicht nur im Bezug auf das was sie können (Eltern klopfen sich auf die Schultern weil sie so talentierte Kinder haben, was natürlich an den Eltern liegt), sondern auch im Bezug auf das was sich nicht können (z.B. Schlafen: Eltern klopfen sich auf die Schultern wie belastbar sie sind und man hat immer das am schlechtesten schlafende Kind und hält das trotzdem aus etc. pp.) Und ich nehme mich davon nicht aus. Mir passiert das s.t.ä.n.d.i.g.
Was hat das alles mit Respekt zu tun?
Ich finde eine ganze Menge. Nur weil die älteren Generationen die jüngere vielleicht nicht versteht. Weil sie das rein kognitiv und kreativ gar nicht mehr kann, heißt das nicht, dass man mit diesen Menschen nicht respektvoll umgehen muss. Ob wir wollen oder nicht, ob wir verstehen oder nicht, wir sind auf diese Generation angewiesen und sollten lernen, bestmöglich mit ihr umzugehen und ihre Fähigkeiten zu fördern wo und wie es nur geht.
Die Quintessenz aus dem Musical ist nämlich: Du erfährst immer dann Respekt, wenn du selbst Respekt gibst. Das ist kein Konto auf das man einzahlt, wenn man jung ist und davon zehrt, wenn man alt ist, egal wie man sich dann verhält. Es sind nicht Gesetze, Ordnungen und Institutionen, die automatisch (echten) Respekt erhalten. Es ist auch nicht das „Ellbogen-Ausfahren“. Nein – es ist tatsächlich so einfach wie eh und je: Du gibst Respekt und du erhältst in. Wenn du keinen gibts, erhältst auch keinen. Automatisch. Egal wie alt du bist.
Und ich finde, dass das als Maxim in jeder Lebensphase gelten sollte. Wenn wir unseren Kindern Respekt beibringen wollen, dann müssen wir ihnen Respekt zeigen. Wir müssen sie als echte, fertige Menschen anerkennen und sie entsprechend behandeln.
Wenn wir das tun, haben wie vielleicht die Chance, dass unsere Jungendlichen vielleicht nicht die schlimmsten werden, die je da gewesen sind. Aber da bin ich mir heute noch nicht so sicher.
Habt einen schönen Tag und trefft großartige Entscheidungen!

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