Das Leben sucht sich seinen Weg!

Es ist still geworden auf dem Blog. Ja, ich war jetzt ein paar Wochen in den USA, aber auch vorher schon war es ruhig. Ich konnte nicht. Ich konnte kaum aufstehen. Der Grund dafür? Ein wunderbarer! Aber erstmal ganz von vorn:

Hinterrücks vom Glück überrascht

Es ist der 4. April 2017.
Heute ist der vierte Tag seit meiner Firmengründung und ich halte dieses Stäbchen in der Hand auf dem steht „schwanger“. Echt jetzt? Diesmal habe ich mir extra einen digitalen Test gekauft, um nicht wieder anzufangen, Linien zu vergleichen und halb durchzudrehen ob der Stärke oder Nichtstärke.

Es ist unvorstellbar. Wir hatten mal richtige Probleme schwanger zu werden und jetzt wurden wir hinterrücks vom Glück überrascht?

Ich fühlte mich seit Tagen unwohl. Vor allem war ich unglaublich müde, zittrig, matt und fröstelig. Ich habe gedacht ich werde krank. Dann der 28 Zyklustag, nix. Gut passiert.
29, nix. Auch möglich. 30, wieder nix. OK! Das ist nicht normal.

Am 31. Tag kaufte ich dieses Ding, das ich nun zitternd in den Händen halte.
1 Mio Gedanken schießen mir in den Kopf. Wie soll das jetzt alles gehen, mit der Firma und so? Wird es überhaupt gehen – ich habe Angst! Angst, das alles nicht bewältigen zu können, Angst, dass ich die Erfahrung einer Fehlgeburt ein drittes Mal erleben muss, Angst, dass ich überfordert werde mit allem.

Und da ist dann dieser Mann, der mich mit strahlenden Augen anschaut und sich einfach nur freut. Aus tiefstem Herzen freut. Und ich breche erst mal in Tränen aus.
Noch vor Weihnachten, noch in diesem Jahr werden wir – sofern alles gut geht – Eltern eines dritten Kindes.
Ich krame meinen Mutterpass raus: Gravida IV; Para II steht da…. Ich weine. Es bedeutet wie viele Schwangerschaften man hatte und wie viele Entbindungen. Keine gute Bilanz muss ich sagen.
Und gleichzeitig versuche ich ein bisschen Aberglauben walten zu lassen: Wenn das Leben sich so seinen Weg sucht, dann soll es doch so sein. Dann muss es doch gut gehen.
Außerdem erkenne ich ein Muster: Als ich meine Position als Geschäftsführerin übernahm erfuhr ich acht Tage später, dass ich mit dem Kleinen schwanger war. Es wiederholt sich alles. Was soll es mir sagen? Eine neue Chance? Eine neue Aufgabe, eine neue Herausforderung? Ich weiß es nicht, alles was ich derzeit weiß ist, dass ich hoffe, dass es nur eins ist und alles gut geht.

Eine Erdnuss mit Puls

Zwei Wochen später, es ist der 18. April. Ich habe leider nur einen sehr frühen Termin bereits in der 7. SSW bekomme (6+2, um genau zu sein). Ich bitte meinen Mann mitzukommen. Bei den letzten Malen war ich alleine beim Ultraschall. Beim Kleinen bis auf einmal Mal immer. Ich bin da auch eigentlich recht emotionslos. Aber heute muss er mit. Es sitzt noch zu tief dieses Gefühl auf wackligen Beinen die Praxis zu verlassen, nach dem man eine Rhesus Spritze bekommen hat, weil eine Fehlgeburt unvermeidbar ist. Das war richtig scheiße, um es mal auf den Punkt zu bringen.
Ich klettere sehr zittrig auf den Stuhl. Eigentlich Routine in der fünften Schwangerschaft für mich aber in diesem Moment ein Gefühl wie beim Gang zur Guillotine. Er schallt und da ist er: Ein perfekt zeitgerecht entwickelter Embryo mit kräftigem Herzschlag. Drei Zentner fallen von meinen Schultern. Ich bin erstmal erleichtert. Ein sehr gutes Zeichen.
In zwei Wochen wollen wir in die USA fliegen, kein Problem meint mein Arzt. Wenn ich es für die Nerven bräuchte, könne ich nochmal vorher zum Ultraschall kommen. Medizinisch sei es nicht notwendig. Ich lehne ab. Ich will mich nicht durch Abweichungen bei Messwerten vor der Reise verunsichern lassen. Jetzt ist erstmal alles gut und sollte sich das ändern, wird mein Körper das schon wieder regeln. So wie er es schon zweimal getan hat.

Vier Wochen ohne Energie

Wenige Tage später fing sie an, die berühmte Schwangerschaftsübelkeit. Aber sowas hatte ich noch nicht erlebt. Mir war ständig übel, 24 Stunden, dagegen half nur Essen. Allerdings ekelte ich mich so dermaßen vorm Essen, dass jede Mahlzeit zur Qual wurde. Dazu kam eine bleierne Müdigkeit, die kaum zu ertragen war. So war das in den anderen Schwangerschaften niemals. Da musste ich mich zwar regelmäßig übergeben, aber danach war es ok. 24 Stunden kurz vorm Übergeben zu stehen, war da definitiv schlimmer.
Und dann noch diese Reise. Was soll ich nur machen? Wie soll ich nur fliegen? Und das auch noch mit zwei Kindern?
Kurz vor Abflug legte sich die Müdigkeit etwas. Na immerhin!

Augen zu und durch sagte ich, als ich mich in meine Stützstrümpfe zwängte. Noch am Flughafen kaufte ich mir eine Flasche Vomex Saft, die ich auch während der gesamten Reise aufbrauchte. Es ging sonst gar nichts. Ich muss sagen, dass ich teilweise sehr gekämpft habe. Mein Mann redete mir immer gut zu, wie tapfer ich doch sei. Ich fühlte mich zumindest verstanden und im hohen Maße unterstützt. (Aber klar, er macht das ja auch nicht zum ersten Mal mit).
So war die Reise für mich schon schön, aber immer wieder eine echte Zerreißprobe, vor allem aufgrund der eingeschränkten Essensauswahl im fleischlastigen, mittleren Westen.
Dazu kam die Höhe. Wir bewegten uns zwei Wochen lang zwischen 2000 und 4000 m. Selten mal 1500. Ich hatte solche Probleme Luft zu bekommen. Meine Verdauung spinnte und permanent drohte mein Kreislauf zu kollabieren.
Die letzte Woche in Ohio tat mir dann wirklich gut. Wir waren wieder auf annähernd NN und genossen noch ein paar entspannte Tage mit wenig Programm.
Die Heimreise über Denver dauerte fast drei Tage und schlauchte mich, aber der Gedanke an zu Hause beflügelte mich irgendwie. Außerdem merkte ich, nun in der 12. SSW, dass es mir langsam besser ging.
Zu Hause angekommen fiel ich erstmal heulend ins Bett: „Ich fliege nie nie mehr weg“, schrie ich ins Kissen.
Die folgenden Tage waren ok. Dem Jetlag der Kinder wirkten wir mit gekonntem Schlafmanagement entgegen. Freitags gelandet, standen sie montags bereits um 8 Uhr morgens auf. Boah was sind wir Profis mittlerweile.
Samstag hatte der Kleine seinen zweiten Geburtstag, den wir bei wunderschönstem Wetter im kleinen Kreis feierten.

Zeit die Katze aus dem Sack zu lassen

Heute ist der 30. Mai und ich schreibe diese Zeilen. Ich muss immer noch den Kopf schütteln, bei so viel Glück. Wir durften ein kerngesundes 10 cm großes Baby bewundern, dass sich einfach in meinen Bauch geschlichen hat. Es sieht also wirklich danach aus, als ob wir noch vor Weihnachten zu fünft sind. Und das fühlt sich fantastisch an.
Dabei wollte ich doch nie ein Winterkind, dabei wollten wir noch mindestens ein Jahr warten, dabei wollten wir auf keinen Fall dieses Jahr noch ein Baby, dabei wollte ich mich doch ausschließlich auf meine Firma konzentrieren…. Tja, das Leben fragt nicht danach, es sucht sich seinen Weg und das ist gut so!

Eure glückliche

unterschrift

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