Slow Family // Gönnt euren Kindern eine Pause! Bitte!

Was stresst Kinder?

Ich bin neulich über einen Artikel gestolpert, in dem beleuchtet wurde, was Kindern an ihren Eltern nervt. Mit großem Abstand war das „Immer gehetzt werden!“

Wumm. Nicht schimpfen, schreien etc. sondern „Immer gehetzt werden“.

Das brachte mein Gedankenkarussell tüchtig in Bewegung und ich reflektierte unseren Tag. 
Dabei fiel mir auf, dass ich den Großen vor allem morgens permanent antreibe. Und oft auch mittags, wenn irgendwelche Termine sind. Meine Termine, die ich gemacht habe.
Schluss damit! Das muss aufhören. Wenn man ein Video gedreht hätte, hätte ich mich wahrscheinlich selber nicht ertragen können, wie ich mit meiner nervig angehobenen Stimme immer wieder die selbe Leier ablaufen lasse.

Seit ein paar Wochen haben wir die Luft rausgelassen. Und die Erfolge sind enorm. Ich bin entspannter und die Kinder sind entspannter.

Versteht mich nicht falsch: Ich weiß, dass ich in meiner Situation zu einer Minderheit angehöre. Meine Kinder „müssen“ spätestens um 9 im Kindergarten sein, was wir oft auch bis auf die letzte Minute ausreizen. Sie stehen in der Regel zwischen 6 Uhr und 7 Uhr auf und haben somit ganz viel Zeit, sich in Ruhe anzuziehen, zu kuscheln zu toben oder was auch immer. Das ist Luxus.

Wenn ihr morgens pünktlich aus dem Haus müsst, dann müssen auch eure Kinder funktionieren. Ist so! Und das ist auch ok, weil geht nicht anders.
Dennoch: Wenn es im unvermeidlichen Alltag stressig zu geht, dann nehmt den Druck woanders raus. Es ist so wichtig!

Von Freizeitstress und Entertainmentzwang

Rastlosigkeit, Hektik, Arbeit, Kindergarten. Immer ist was zu tun. Und dann Freizeit! Endlich. Mit Fußball, Kunstschule, Sportverein, Musikstunde, Freunde treffen usw.

Versucht euch mal in die Lage eines 3,4 oder 5-Jährigen zu versetzen, der etwa 4-6 Stunden im Kindergarten verbringt (oder noch länger). Da sind viele Kinder auf einem Haufen. Man spielt, tobt, streitet, verträgt sich. Geht Kompromisse ein, wird ermahnt, muss kooperieren. Das. ist. sau. anstrengend.!

Und dann kommen die Kinder nach Hause und werden weiter gezerrt. Jeden Tag was anderes. Und dabei meine ich nicht nur evtl. Hobbies, sondern auch Spielverabredungen.

Ich erlebe es in meinem Umfeld täglich – immer – dass Kinder von einem Termin zum anderen gehetzt werden. Zeit zu Hause alleine, oder mit den Eltern/Geschwistern kommt selten vor. Immer steht was auf dem Plan. Auch wenn es „nur“ die Verabredung zum Spielen mit dem Freund ist.

Das ist im Grunde auch nichts schlechtes, aber nach einem anstrengenden Kindergartentag vielleicht ein bisschen viel. Wieder kooperieren zu müssen, wieder neue Regeln einhalten zu müssen, wieder wieder wieder. Und das jeden Tag woanders.
Dazu dann noch der Zeitdruck, weil am Montag das Hobby wartet und am Dienstag das Andere. Da sind die Kleinen gerade beim Freund angekommen, müssen aber dann schon gleich wieder weg, weil Termine, Termine, Termine.

Schlafstörungen, Angespanntheit, Aggressivität. All das können Folgen von einem zu stressigen (ja auch Freizeit Stress zählt) Alltag sein. Dazu noch die Klagen von Eltern, das Kind können ja gar nicht mal alleine spielen (sich beschäftigten) Ja wie denn auch? Es hat ja niemals die Gelegenheit dazu.

Wie gefährlich ist Langeweile?

Wir stehen ständig unter dem Druck unsere Kinder fordern und fördern zu wollen/müssen. Aber ist das wirklich so wichtig, oder fördern sie sich vielleicht selbst, wenn man ihnen den Raum und Zeit dazu gibt?
Ja man muss das dieser Tage üben, dieses Aushalten von „Mama mir ist langweilig!“ Aber das gibt sich! Kinder, die es gewohnt sind immer bespaßt zu werden, müssen erst lernen, sich selbst Aufgaben zu suchen. Und Eltern, die es gewohnt sind, ihre Kinder immer zu bespaßen, müssen erst lernen, es mal nicht zu tun und die vermeintlich bedeutungslose Leere im Kinderzimmer auszuhalten. Aber das kommt mit der Zeit.

Ich bin fest davon überzeugt! Deshalb habe ich die Hobbies meines 5 Jährigen auch auf ein Minimum reduziert. Einmal in der Woche geht er 45 Minuten ins Kinderturnen. Dazu kommt im Moment noch 30 Minuten Schwimmkurs. Das eine mittwochs, das andere samstags. Wir verabreden uns einmal in der Woche mit einem Freund. Dazu kommt ein Omatag, bei dem er auch exklusiv Betreuung genießt. Und das wars. Das macht dann 4-5 Tage/Nachmittage die er völlig frei gestalten kann. Hier zu Hause.
Natürlich machen wir Ausflüge als Familie, aber auch da haben wir nicht mehr den Druck immer irgendwas machen zu müssen. Denn die Erfahrung zeigt, dass sie hier zu Hause (im Haus, Garten, Hof oder auf dem Spielplatz) auch wirklich glücklich sind. Sie haben genug Platz um sich verwirklichen zu können. Und natürlich haben sie sich selbst.
Es fühlt sich gut an, den Druck des ewigen Förderns und Bespaßens rausgenommen zu haben. Verdammt gut. Bei allen Beteiligten. Und ja, meine Kinder langweilen sich auch mal aber das fördert ja bekanntermaßen die Kreativität.

Und wir Eltern? Haben Zeit zuzuhören und zu beobachten, Bedürfnisse gezielter wahrzunehmen und evtl. auch Vorlieben zu entdecken, die man dann gezielt fördern kann. Und zwar weil die Kinder es wollen. Daraus entsteht dann auch kein negativer Stress.

In diesem Sinne wünsche ich euch ein langsames und entspanntes Wochenende.

Habt einen wundervollen Tag und trefft großartige Entscheidungen.

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2 Comments

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  1. Ich mache es ähnlich wie Du (war ein langer Weg dahin 😉 ). Nur einen Kurs (Schwimmen) pro Woche und dann alle ein/zwei Wochen eine Kinderverabredung, am Wochenende in die Natur. Uns geht es sehr gut damit und wenn mein Kind sich mal langweilt, dann lasse ich es sich auch mal langweilen. Eine halbe Stunde später spielt es dann meist ganz wunderbar in sich versunken die phantasievollsten Dinge.

  2. Hier gibt’s ein mal pro Woche Tanzen. Alle 2 Wochen leite ich das Familiencafé in unserer Familienbildungsstätte; da kann sie (5) sich aussuchen, ob sie mit möchte oder nicht. Ansonsten besuchen wir 1 oder 2 mal pro Woche das Familiencafé als Teilnehmer. Im November fangen wir noch einen Musikkurs mit 8 Terminen an. Damit ist meine Schmerzgrenze für meine Kinder auch erreicht. Und sie fordert „zu Hause spielen“ auch für sich ein!

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