Achtsamkeit // Eine wahre Geschichte – für mehr Respekt im Alltag.

Ich möchte euch heute eine Geschichte erzählen. Sie ist wirklich passiert und eigentlich ist nicht wirklich „was“ passiert.
Aber das Geschehene hat mich inne halten und ganz viel nachdenken lassen. Denn manchmal verhalten wir uns ganz unbewusst respektlos anderen Menschen gegenüber. Im Kleinen, scheinbar ohne Konsequenzen. Aber ist das wirklich immer konsequenzlos? Oder richten wir damit nicht auch langsam aber stetig einen Schaden an?

Ein ganz normaler Samstag

Es war letztes Wochenende – Samstag – ich stand in der Schlange beim Bäcker an. Wie jeden Samstag war viel los. Drei Verkäuferinnen bedienten die Kunden. Ein ganz normaler Samstag.
Vor mir stand eine ältere Dame. Sie war bestimmt einen Kopf kleiner als ich. Als sie dran kam, bemerkte ich, dass sie einen Sprachfehler hatte. Sie stotterte leicht bei ihrer Bestellung.
Sie bestellte 10 Brötchen und ein Brot. Viel! Ich freute mich irgendwie, denn irgendwie bekam ich das Gefühl, dass sie nicht einsam zu sein scheint.
Sie brauchte aufgrund des Stotterns lange, um ihre Bestellung aufzugeben. Was die Verkäuferin nicht störte. Respektvoll wartete sie, bis die Dame ihre Bestellung aufgegeben hatte. Man konnte deutlich erkennen, dass es ihr wichtig war. Dass es ihr unglaublich viel bedeutete, das hier alleine zu bewältigen. Ich freute mich darüber, dass die Verkäuferin das offensichtlich auch so wahrnahm.

Als dann die drei Tüten auf dem Tresen lagen, rauschte von hinten eine Frau – etwa Mitte 40 – an mir und der alten Dame vorbei mit den Worten: „So, das packen wir ganz schnell mal in Ihre Tüte, wir haben ja schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.“

Perplex schaute die alte Dame die Frau an. Sagen konnte sie nichts. Sie hielt den mitgebrachten Beutel in den Händen und ließ das Prozedere über sich ergehen. Hastig packte die Frau die Tüten der alten Dame ein, rollte dabei die Augen, um dann erleichtert aufzuatmen, als sie ihr „Werk“ vollbracht hat.

Ich stand wie angewurzelt da und wusste nicht, was sich sagen oder nicht sagen sollte. Ich sagte nichts. Was ich bereue – bis heute. Und vielleicht ist auch das der Grund, warum ich das hier aufschreibe.

Ich spürte, dass sich die alte Dame übergriffig und respektlos behandelt fühlte. Das, was ihr so wichtig war, nämlich selbständig einen Einkauf zu erledigen, wurde ihr genommen. Und warum? Weil eine Frau keine 30 Sekunden Zeit hatte zu warten.

So und nun sage ich euch, dass es sich bei der alten Dame NICHT um eine alte Dame handelte, sondern um ein zehnjähriges Mädchen mit ihrer kleinen Schwester.
Ist das Verhalten der Frau jetzt OK? Weil es Kinder waren?
Und gehen wir nicht manchmal auch so mit unseren Kindern um, ganz unbewusst?
Denkt mal darüber nach, in mir hat es viel bewegt.

Ich wünsche euch einen wundervollen Tag mit großartigen Entscheidungen.

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4 Comments

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  1. Hm. 🙂 Ich bin viele. Je nachdem, wer aus ∑ich einkaufen geht, könnte beide Rollen haben. Eine „Version von mir“ hat auch Sprechprobleme. Eine andere „Version von mir“ hat Schwierigkeiten in dichten Situationen, Schlange stehen gehört dazu: Meine Umwelt wird immer lauter, ich fühle die unbeabsichtigten Berührungen von den Menschen rund um mich (oder fürchte mich vor ihnen), ich erlebe einen unglaublichen Drück, mein ganzer Körper versteift sich – und ja, in einer solchen Situation könnte ich mir vorstelle, so zu reagieren wie die Frau. Oder ich würde weglaufen aus der Schlange (und hätte weiterhin ncihts zu Essen).
    Menschen verhalten sich oft unachtsam aus einer Not heraus. Jedem ist klar, dass die alte Frau ihre Sprechstörung nicht abstellen kann, aber nicht jedem ist klar, dass die andere Frau ihr Verhalten vielleicht auch aus einer unüberwindlichen Not heraus tut. „Schlechter Mensch“ Stempel bekommt sie trotzdem.
    Es kann auch ganz anders gewesen sein udn sie hatte einafch nur keinen Bock.
    Ich denke nur laut. 🙂

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