Weltstillwoche // Der stillfreundlichste Papa in (meinem) Universum

(Foto: Lisa Füllgrabe Fotografie)

Derzeit findet die Weltstillwoche vom 30.09. – 6.10.2019 mit dem Motto „Eltern stärken für das Stillen“ statt.
Studien belegen, dass der Stillerfolg mit der Unterstützung des Partners korreliert. Je mehr man von seinem Partner unterstützt wird, je mehr dieser die Einstellung über die positiven Effekte des Stillens teilt, desto wahrscheinlicher gelingt der Stillerfolg.

Zum Thema der diesjährigen Weltstillwoche, möchte ich den Rahmen nutzen, mich hier ganz öffentlich – bei meinem Mann zu bedanken.

Denn für mich ist er der stillfreundlichste Papa aller Zeiten.

Ein neues Baby, ein anderes Leben

Wir haben beide einiges an Kopfschütteln und Achselzucken einstecken müssen, als ich acht Wochen nach Geburt meines zweiten Sohnes wieder arbeiten gegangen bin.
Dabei hatten wir große Pläne mit Abpumpen, Flasche geben, teilweise im Büro arbeiten und dann im Homeoffice. Aber wie das mit den Plänen nun mal so ist – trifft das Leben oft andere Entscheidungen.
Denn wir hatten unsere Rechnung ohne unser Baby gemacht. Zwei Liter abgepumpte Milch – hart erkämpft mit der Handpumpe (!) – standen in der Gefriertruhe bereit, um die Vormittagstunden ohne Mama zu Hause zu überbrücken.

Schon der erste Flaschentest wurde verweigert. OK, falscher Sauger, vielleicht falsche Flasche. Wir probierten ein paar Alternativen aus, aber nichts half. Das Kind saugt nur an der Brust, ausschließlich. Immer. *Kopfschüttel „Der hängt ja nur an deiner Brust“*

Rückblick

Ich wollte das Stillen so sehr. Es war mir in vielerlei Hinsicht wichtig, aber vor allem wohl für mich. Mein erstes Kind hab ich nicht lange gestillt. Versagt. Ich.
Beim Zweiten sollte alles perfekt sein, Geburt und Stillen. Die Geburt endete in einem sekundären – von mir unter der Geburt gewünschten – Kaiserschnitt. Und nun sollte „wenigstens“ das Stillen klappen.

Mütter in meiner Situation können das bestimmt nachvollziehen. Vielleicht war es aber auch mein eigener Perfektionismus/Egoismus/Anerkennungsdrang oder was auch immer, der das unbedingt wollte.

Aber warum rechtfertigen – ist ja nichts Schlimmes. Und ich finde keiner sollte sich für seine Stillentscheidung – ob für oder gegen das Stillen – rechtfertigen müssen.

Hurra! Ach ne doch nicht…

Nun waren wir also da, wir vier. Ich sollte die Familie ernähren, ein Unternehmen führen, ein Baby versorgen und einen knapp Dreijährigen nicht vernachlässigen. Dazu ein Papa, der es allen irgendwie recht machen wollte, es ihm aber aufgrund der Umstände nie gelang.
Plan B war dann, dass ich das Baby vormittags mitnehme zu Arbeit. Ausgestattet mit Trage und Federwiege sollte das gelingen.
Was soll ich sagen, ich machte nichts anderes, außer das Baby ruhig zu stellen. Ab und zu gelang es mir, mit einer Hand eine Email zu tippen. Mehr schlecht als recht, versteht sich. An produktive Arbeit war nicht zu denken und das Umfeld stresste mich mehr als zu Hause. Mit der Konsequenz, dass das Baby auch mehr gestresst war. Auch das völlig logisch.
Nach einer solchen Arbeitswoche brach ich dann erschöpft und deprimiert das Projekt „selber betreuen am Arbeitsplatz“ ab.

Mission: Impossible

Wie sollte es weitergehen?
Wir grübelten und planten, sprachen mit unseren Eltern und fassten einen tollkühnen Plan:
Ich startete den Tag mit Stillen früh morgens, fuhr dann alleine vor zur Arbeit (ca. 40 Minuten Fahrtweg). Genau zwei Stunden später fuhr mein Mann mit dem Baby hinterher.
Den Großen vorher in die KiTa gebracht, machte er sich dann also mit Sack und Pack und Baby auf den Weg. Trage, Windeln, Spielzeug – alles dabei.
Und so verbrachte er im Schnitt etwa 4-5 Stunden bei mir am Arbeitsplatz. Ich konnte regelmäßig stillen und er beschäftigte sich mit dem Baby, ging lange spazieren und machte mir Frühstück und Mittagessen. Dann fuhr er zwei Stunden vor meinem Feierabend wieder nach Hause, holte den Großen und machte den Haushalt. Jeden Tag, für volle 7 Monate.

Ich weiß nicht wie viele so verrückt gewesen wären, das auch so zu machen. Er hat es einfach gemacht. Nicht geklagt, nicht hinterfragt – einfach gemacht. Aus voller Überzeugung, mit unendlicher Geduld – mit Liebe.

Was hat es gebracht?

War das ökonomisch? Ja! Es hat mir ermöglicht Vollzeit arbeiten zu gehen und die Familie zu ernähren (in jeglicher Hinsicht).

War es ökologisch? Zum Teufel nein! Mit zwei Autos jeden Tag diese Strecke fahren, war alles andere als ökologisch.

Bereue ich es? Nein! Ich bin dankbar, dass ich mir so das Stillen ermöglicht habe und mein Kind dann auch insgesamt etwas mehr als zwei Jahre gestillt habe.

Wie hat das Umfeld reagiert? Teilweise mit großem Unverständnis, aber traurigerweise nicht aufgrund der Tatsache, dass ich so schnell wieder arbeiten gegangen bin, sondern immer wegen dem Bohei um das Stillen.

Würde ich es wieder tun? Nein! Nicht wegen dem Stillen, sondern wegen dem Job. Ich würde mir die Fragen, die ich mir dann auch irgendwann gestellt habe, viel früher stellen. Denn die Zeit, die es mich gekostet hat, lieber zu arbeiten, als so viele erste Male meines Babys nicht mitzuerleben, waren es rückblickend einfach nicht wert. Auch wenn mein Baby immer im Nebenraum und stets greifbar war, habe ich nie Zeit mit ihm verbracht, außer während des Stillens. Das hat mich zunächst nicht gestört, ich war wie besessen von der Idee, dass die Vereinbarkeit real ist. Im Nachhinein war ich sehr traurig um die vielen Babymomente, die ich nicht erlebt habe.

Auch heute noch schmerzt es. Mit den anderen beiden hatte ich diese Momente, nur mit ihm nicht. Dabei ging es ihm gut und die tiefe Verbindung zu meinem Mann, ist auch immer noch spürbar. Aber für mich – für mich ist es schade und unwiederbringlich.

Ich wünsche dir – liebe stillende Mama – alles erdenklich Liebe und vor allem einen Partner, der dich in deiner Entscheidung und auf deinem individuellen Weg unterstützt.

Habe einen wundervollen Tag und treffe großartige Entscheidungen

unterschrift

P.S. Vielleicht möchtest du dazu meinen Artikel “Vereinbarkeit von Familie und Karriere – Einer heult immer!” lesen. Du findest ihn hier.

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